Krankenhauskrimi

Die Eisschwestern

Das Klinikpersonal des Celler Krankenhauses ist geschockt: Während einer laufenden Operation unter der Leitung von Dr. Matthias Kunz wird in der Eistruhe für Knochenzement die Leiche der attraktiven OP- Schwester Tanja Becker gefunden. Wer hat die hübsche und vor allem bei vielen männlichen Kollegen beliebte Schwester auf so grausame Art ermordet?
Kommissar Fischer nimmt mit seiner SOKO die Ermittlungen auf. Er deckt Tanja Beckers heimliche Affären auf und bringt bisher verborgene Tatsachen ans Licht. Doch es bleiben Fragen: Von wem stammen die Drohbriefe, die Dr. Vetters erhält? Steht der Mord an Tanja in Verbindung mit dem Unfalltod ihrer Mutter? Während die Polizei noch im Dunkeln tappt, hat der Mörder bereits die nächste Eisschwester im Visier.

Titelfoto: Jürgen Schwörer, Bad Wimpfen
ISBN-10: 3898412903
ISBN-13: 978-3898412902
Schardt Verlag Oldenburg

Als Taschenbuch und Kindle

Die Eisschwestern bei Amazon kaufen

Leseprobe:
Dr. Buchmann räusperte sich schließlich und mit tiefer Bassstimme antwortete er, nach Worten ringend: „Ja, Schwester Tanja, ehm,  liegt in der Kühltruhe. Sie ist wohl, ehm, ja, es sieht wohl so aus, leider, ja, tot.“
„Was sagen Sie da?“ Kunz schaute ihn verwirrt an.
„In der, ehm, ja, Truhe.“ Er zeigte zur Knochenzementtruhe.
 Kunz wurde schwindelig und hatte Mühe, seine eins neunzig in der Senkrechten zu halten. Er spürte ein kribbelndes Ziehen im Magen, das er sonst nur kannte, wenn jemand bei Tisch von besonders blutigen Fällen berichtete. So wie die Chefs von der Uri und der Inneren, Professor von Zastrow und Professor Hartmann, die die Fälle förmlich zelebrierten und grundsätzlich nur Salat aßen, um damit ihren Unmut über sämtliche Fleischgerichte kund zu tun. Von Zastrow und Hartmann waren mit Leib und Seele Vegetarier. Und begnadete Erzähler. Am liebsten zeterten sie bei Steak oder Gulasch in Pilzrahmsauce, was es immer montags und mittwochs gab. Dienstags ging’s um die Innereien. Leberrupturen oder Nierenabrisse. Kunz mochte noch nie Leber oder Nieren. Weder essen noch operieren. Und ganz besonders schlimm war es donnerstags, wenn Kunz und seine Leute Currywurst und Pommes rotweiß aßen. Dann sprachen sie besonders gerne von Darmresektionen. Oder Magenverkleinerungen bei der Diagnose Fettsucht. Und eigentlich hatte Kunz heute genau das wieder vorgehabt: Currywurst essen. Möglichst nach zwölf, wenn die beiden schon wieder weg waren.
Doch jetzt drohte sein Magen zu rebellieren und seine Beine nachzugeben und er hielt sich nur mühsam aufrecht. Reiß dich zusammen, Matthias, mahnte er sich, du bist hier im Saal der Chef. Er schluckte, dachte an alles, nur nicht an eine Tote in der Knochenzementtruhe. Oder an Currywurst. Er versuchte sich an Ulrikes Hemdchen und ihre frechen Pobacken zu erinnern, wiederholte gedanklich Femkes Witz von eben und fragte schließlich, nachdem er sich etwas gesammelt hatte, leise: „Tanja? Tanja Becker?“
Dr. Buchmann nickte.
Tanja, die Heißbegehrte. Selbst er, der ein so glücklich verheirateter Mann war, konnte den Blick manchmal nicht von ihr lassen. Sie sah aus wie eine pralle, zuckersüße, reife Melone.
Es wurde immer wieder im Haus darüber getuschelt, dass die jungen Kollegen von ihr viel lernten. Wenn auch nicht unbedingt etwas über die Fächer Chirurgie oder Unfallchirurgie. Kunz dachte darüber hinweg. Das war die private Sache der Jungs. Und nicht seine. Außerdem ist Tanja Becker eine erstklassige OP-Schwester mit einem herrlich schwarzen Humor. War, musste er sich nun entsetzt korrigieren. Sie hatten manche Nacht zusammen am Tisch gestanden. Und er hatte stets ihre laszive, träge vibrierende Nähe gespürt, schwer wie Honig, der vom Löffel tropft. Ein Vollblutweib eben. Aber was sagte Großmutter Annabell immer? Matti, Appetit darf man sich holen, aber gegessen wird Zuhaus’! Sie musste es wissen. Annabell und Felix Sturm waren über sechzig Jahre verheiratet gewesen. Und das strebte er ebenfalls an mit Ulrike. Immerhin, fast neunzehn Jahre hatten sie schon.
„Und nun?“
Kunz fixierte Buchmann. Der war ein Pragmat wie er im Buche steht, dachte er, plötzlich so kalt wie eine Hundeschnauze. Und nun? Woher sollte er das wissen? Kunz erwiderte irritiert: „Rufen Sie den Professor an. Er soll die Polizei verständigen.“
Buchmann nickte und ging in Richtung Diktierkabine.
Kunz sah ihm nach. War Schwester Tanja nicht mit Buchmanns Bruder Dr. Vetters liiert? Buchmann hatte doch den Namen seiner Frau angenommen. Und dann so unbeteiligt?