Pro Regional Gesundheit

SCHADINSKY FRÜHLING 2015

 

Vorwort:

 

Urlaub an der Küste

 

In England kurierten Ärzte ihre kränkenden Patienten bereits 1751 mit einer Badekur am Meer. Doch erst 1793 stellte der deutsche Schriftsteller Georg Christoph Lichtenberg die berechtigte Frage: „Warum hat Deutschland noch kein öffentliches Seebad?“

Sein verbales Ansinnen wurde richtungweisend in Sachen hiesiger Seebäderkultur – bereits im Sommer desselben Jahres wurde im heutigen Bad Doberan das erste Seebad auf deutschem Boden eröffnet, indem Friedrich Franz I., Herzog von Mecklenburg-Schwerin, auf Anraten seines Leibarztes Professor Samuel Gottlieb Vogel sich mitsamt seinem Gefolge mutig in die Fluten der Ostsee stürzte. Die Tat war damals ein absolutes Novum – und weitere Aktionen dieser Art nicht mehr aufzuhalten. Unzählige fortschrittliche Geister machten es dem Herzog nach und bald entstanden an Ost - wie Nordsee viele derartige Einrichtungen. 1797 folgten beispielsweise Norderney, 1819 Wyk auf Föhr und 1801 Travemünde, Langeoog wurde 1830 zum Seebad erklärt. Der Badeboom war nicht mehr aufzuhalten.

Damals jedoch mussten sich die feinen Damen und Herren der Gesellschaft, sowie die Vertreter des Adels (seinerzeit das übliche Klientel für maritime Vergnügungen) noch getrennt zum sommerlichen Badespaß begeben. Die Badeanzüge reichten bis unter die Knie und man nahm ein erfrischendes Bad in den Meereswellen selbstverständlich in Badehäuschen auf Rädern, welche sicheren Schutz vor allzu begehrlichen Blicken seitens des anderen Geschlechts gewährten - Familienbäder gehören nicht zu den allerersten Erfindungen der deutschen Bäderkultur.

Das ist alles sehr lange her und für uns Menschen des 21. Jahrhunderts nur noch nostalgisch verklärte Geschichte, die schönen Urlaubstage und heilenden Kuren an der Küste indes sind aus unserem hektischen Leben kaum mehr wegzudenken. Urlaub mit Sonne und Strand, das ist es, was sich viele hierzulande für die nötige Erholung im Sommer wünschen, Balsam für Leib und Seele, das ist es, was viele, die tagtäglich einen stressigen Alltag bewältigen müssen, auch benötigen. Dazu noch atemberaubende Sonnenuntergänge, ein perfektes Seepanorama und einfach eine hervorragende Luft - fertig ist eine gute Mischung!

Die Zahlen in den jeweiligen Bädergemeinden sprechen hierzu eine klare und eindeutige Sprache. Auf Langeoog, 2014 hatte die Gemeinde gut 1750 Einwohner, klettern diese kontinuierlich nach oben, 2009 war die Zweihunderttausend-Marke an jährlichen Übernachtungsgästen erreicht - eine logistische Herausforderung an die Insulaner, die längst knochenharte Saisonarbeit leisten müssen. Aber das touristische Angebot stimmt eben. Spiel, Sport, Spaß lautet das Motto an der Küste, gepaart mit Wellness und zahlreichen Kurangebote, die möglichst viele Zipperlein von Hautleiden bis Bluthochdruck kurieren sollen. Hohe Freizeitangebote wie Kino und Konzerte, Kreativkurse und Kinderbetreuung runden das vielfältige Angebot ebenso ab wie naturkundliche oder historische Führungen, Wattwanderungen, Rundflüge und Ausflugsfahrten per Schiff, Pferd, Rad oder Kutsche, so dass jeder Gast - von ganz klein bis ins hohe Seniorenalter – auch wirklich auf seine Kosten kommt. Der Anspruch, in der wenig verbliebenen Freizeit möglichst gute Erholung zu finden und dabei vielleicht ganz nebenbei auch gleich einen Jogakurs zu absolvieren, etwas Sinnvolles dazuzulernen wie beispielsweise eine neue Sprache oder Sportart, etwas über das Ökosystem des Meeres oder die Kunst des Goldschmiedens zu erfahren, ist sehr hoch. Doch „die Küste kann’s“ - das belegen die entsprechenden Zahlen und die Gäste, die dort jedes Jahr wieder Urlaub buchen. 

 

„Damals ging man in ein Seebad“, schrieb 1922 der Philosoph, Literaturnobelpreisträger und begeisterte Langeoog-Fan Rudolph Eucken in seinen Lebenserinnerungen Ein Stück deutschen Lebens, „um sich körperlich und geistig auszuruhen und Kraft für die Arbeit des Winters zu gewinnen“.

 

Was früher galt, ist heutzutage nicht anders und die Kraft muss bei vielen Menschen oft gleich wieder für ein ganzes Jahr reichen. Genießen Sie daher jeden Tag ihrer wertvollen arbeitsfreien Zeit, was immer Sie dann - an der See oder woanders - machen möchten!

Ich wünsche Ihnen dafür nur das Beste - und vor allem viel Sonne, Sand und Strand!

 

Ihre

Cosima Bellersen Quirini