Was zwischen zwei Buchdeckel passt oder auch nicht: Infos rund ums Wursten, die es aus Platzgründen nicht so ausführlich in den Band geschafft haben

Kater Willi: Foto © Ulrich Loeper, Celle
Kater Willi: Foto © Ulrich Loeper, Celle

»Wurst ist eine Götterspeise«, sagte einst der deutsche Dichter, Publizist und Pädagoge Jean Paul (eigentlich Johann Paul Friedrich Richter), »denn nur Gott weiß, was drin ist.«
Das hat sich seit des Dichters Lebenszeit von 1763 bis 1825 wahrscheinlich kaum geändert und bei manchen Würsten, die auf dem Markt zu haben sind, will man es als Konsument auch heutzutage lieber gar nicht allzu genau wissen. Aber die schlechten Nachrichten erreichen uns dennoch und wir müssen uns mit Themen wie Gammelfleisch, Hormonskandalen oder BSE beschäftigen. Doch genug davon!
Viel wichtiger sind Fragen nach ethischer Verantwortung, artgerechter Tierhaltung und Schlachtung und diese sollten, genau wie eine gesunde, natürliche Ernährung von Mensch und Tier, wieder in den Vordergrund des Verbrauchers rücken! Das Motto beim Wurstverzehr sollte daher ab sofort lauten: Klasse statt Masse!

Ohne Frage - es gibt in sehr vielen Metzgereien sehr hochwertige, feine und leckere Würste zu kaufen, dafür sprechen die Zahlen, doch das „was und wie“ bleibt das Geheimnis der meisten Hersteller.

 

Der Fleischkauf ist Vertrauenssache. Reden Sie daher mit „Ihrem“ Anbieter über seine Ware und testen Sie ihn ruhig ein wenig. Er weiß vielleicht nicht jeden Namen jedes Tieres, doch Herkunft und Haltung sollten schon präsent sein. Wenn Sie aber ganz auf Nummer sicher gehen wollen: Die Zeitschrift „Feinschmecker" hat 2010 eine Liste mit den 400 besten Metzgern Deutschlands herausgegeben. Diese werden mit Adressen und Öffnungszeiten, Kurzbeschreibung und Spezialitäten aufgeführt. Infos unter: Telefon 040-2717-3741.

Wurst in Zahlen

Nirgendwo auf der Welt sonst ist das Angebot so vielfältig in Deutschland und von regional (niedersächsische Bregenwurst, Schwarzwälder Schinken, Frankfurter Würstchen), traditionell (Lyoner, Teewurst, Kochwurst), rustikal (Blutwurst, Schwartenmagen) bis exotisch (zum Beispiel mit Mango-, Nuss– oder Kirschgeschmack) ist alles zu bekommen - an den Ladentheken werden über 1500 Wurstsorten angeboten. Und fast nirgendwo wird so viel davon gegessen wie in der Bundesrepublik: Neunzig Prozent aller Bürger konsumieren regelmäßig Wurstwaren im Durchschnitt verzehren Männer im Übrigen fast doppelt so viel mehr Wurst als Frauen, die ernährungsbewusster essen und diese seltener auf den Speiseplan setzen.

Das Wort Wurst entstand wahrscheinlich im Mittelalter, um etwas fleischig Essbares zu beschreiben, das den Zustand der Vermengung oder des Zusammengemischtseins ausdrücken sollte. “Verwursten“ sagt man heute auch noch, wenn man etwas vermischen oder verarbeiten muss, “verwurschtelt“ meint, dass etwas verworren und durcheinander geraten ist.

Man kann es sich kaum noch vorstellen, aber doch, es gab früher ein Leben ohne Kühlschrank und man musste irgendwie versuchen, leicht verderbliche Nahrungsmittel möglichst lange haltbar zu machen. Schließlich musste man den Winter überstehen. Nahrungsmittel wie Fleisch in verschiedenen Formen wurde also gekocht, gesalzen, getrocknet und geräuchert, in Fett, Most oder Wein eingelegt, in einer Marinade aus Essig, Salz und Gewürzen konserviert, in Asche gelagert. Aus Milch machte man Hartkäse, der Butter entzog man die Flüssigkeit, um sie haltbar zu machen, Eier wurden gekocht und in Salzlake aufgewahrt, oder in Steinguttöpfen geschichtet und mit Kalk oder „Wasserglas“ gegen Luft abgedichtet. Obst und Gemüse wurde in Sand, Heu, Stroh und anderen ähnlichen feuchtigkeitsbindenden Stoffen deponiert, oder man konservierte es, indem man es mit Lehm umhüllte oder in ein saueres Gemisch aus Essig, Honig und Wein eingelegte, in Hitze dörrte oder zu einem dickem zähflüssigem Mus einkochte, das gewürzt und in Scheiben luftgetrocknet wurde. Gemüse wurde getrocknet, in sauren Laken oder Erdgruben gelagert.

 

 

Medizinisches

© Ulrich Loeper
© Ulrich Loeper

Es muss nicht alles in die Wurst: Manches ist aus der alten Hausmedizin nicht wegzudenken ...

  • Ein eisgekühltes Kalbschnitzel tut einem müden, entzündeten oder sogar blauen Auge gut. Dazu das Schnitzel kurz im Eisfach anfrieren, dann auf das Auge legen.
  • Schmalzwickel lindern Schmerzen, Husten und Halsweh. Dazu etwa 50 g Schweineschmalz erwärmen (Temperatur vor dem Auftragen innen am Handgelenk prüfen), eventuell einige Tropfen Minze- oder Thymianöl dazugeben, gut mischen, auf Brust und Rücken verteilen, dick mit Baumwolltüchern umwickeln und Wickel, wenn sie kalt zu werden beginnen, wieder abnehmen. Hilft besonders gut bei Bronchitis, Mumps und Sonnenbrand, Schnitten, Schrammen, Kratzer und Schürfungen.
  • Um Hühneraugen den Garaus zu machen, hilft es, diese mehrmals über Nacht mit Speckscheiben zu umwickeln. Speckwickel helfen auch bei Halsschmerzen. 
  • Butterschmalz gilt als Entzündungshemmer und Eisbrecher: Ein Salbe aus Schmalz und weißer Kreide ist ein Klassiker bei Frostbeulen und solche Stellen, die es fast geworden wären. Bei Augenentzündungen ist Butterschmalz pur die richtige Wahl und ist zudem eine gute Grundlage für vielerlei Rezepturen wie Ringelblumen- oder Kräutersalbe.

Sonstiges

Merle Foto ©: Ulrich Loeper, Celle
Merle Foto ©: Ulrich Loeper, Celle

Was ist eigentlich die Salami-Taktik?
Nur eine kleine Scheibe. Dann zwei, drei, vier …
Soll heißen: Scheibchen für Scheibchen, nach und nach. So lassen sich Wünsche, Ziele oder Verhandlungen manchmal besser verwirklichen oder umsetzen, als wenn ein großer Batzen verdaut werden muss. Die Salami- Taktik kann man in allen Lebenslagen anwenden, egal, ob es ums Sparen geht, das Gesundheitssystem, Steuern, die Kindererziehung, die Elternerziehung oder Umweltpolitik ...

 

Die Annahme ...
... die Wurst hätte zwei Enden, wurde von Prof. Dr. Hans Wurst bewiesen. Seine philosophische Theorie: "Hätte eine Wurst zwei Anfänge, hätte sie kein Ende und wäre somit eine Banane. Unmöglich. Hätte eine Wurst einen Anfang und ein Ende, wäre sie langweilig. Unmöglich, da Würste spannend sind. Hätte eine Wurst zwei Enden, hätte sie keinen Anfang und wäre somit ein Beweis für die Unendlichkeit des Universums. Das ist der Beweis."
Aus: http://www.stupidedia.org/stupi/Alles-hat-ein-Ende-nur-die-Wurst-hat-zwei-Theorie

 

Was ist der BEFFE-Wert? Nie gehört!
Der BEFFE- Wert definiert die Höhe an bindegewebseiweißfreiem Fleischeiweiß in Fleischerzeugnissen.
In den Leitsätzen der Deutschen Lebensmittelbuchkommission heißt es:
„Als bindegewebseiweißfreies Fleischeiweiß gilt die Differenz zwischen Gesamteiweiß und der Summe aus Fremdeiweiß, fremden Nichteiweißstickstoffverbindungen und Bindegewebseiweiß.“
Unter Fremdeiweiß versteht man Fremdproteine wie Milchprotein oder pflanzliches Protein, während unter fremden Nichteiweißstickstoffverbindungen zum Beispiel Proteinhydrolysate oder Ammoniumsalze (Zusatz illegal) fallen. Hintergrund: Man will sicherstellen, dass Charakter und Qualität von Fleischerzeugnissen dauerhaft bleiben.